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September 27, 2010

Die Geheimnisse der guten Erde

Die Geheimnisse der guten Erde„Die Geheimnisse der guten Erde“ ist ein Buch von Peter Tompkins und Christopher Bird und ich muß gleich vorweg nehmen, dass ich selten so bei einem Buch gelacht habe, das eigentlich ernst gemeint ist.

Das Buch habe ich als Hardcover für ganze 2€ beim Bücherflohmarkt der Stadtbücherei erstanden. Es fängt auch harmlos genug an, mit allgemeinen Beschreibungen über Mineraldünger und Chemie und wie er auf Dauer den Boden zerstört. Schon bald werden Rudolf Steiners Methoden ein Thema und die biologisch-dynamischen Präparate ziehen sich durch das ganze Buch. Nunja, einer meiner besten Freunde studiert gerade dieses Thema und ich stehe diesem grundlegend offen gegenüber. Auch die Erfolgsbeschreibungen sind sehr interessant und einleuchtend. Nur leider beginnt dann, was sich durch das ganze Buch zieht und es zu einer Lachnummer macht: Alle Erfolge werden auf mysteriöse kosmische und übersinnliche Kräfte zurückgeführt. Selbst wenn Erklärungen auf der Hand liegen.

Ein schönes Beispiel hierfür findet sich am Ende des Buches, wo ein russisches Medium allein durch Gedankenkraft ganze Felder heilen kann. In einem Nebensatz dann die Erwähnung, dass sie den Bauern geraten hat, auf Chemie zu verzichten. Aber die Wirkung wird allein ihren übersinnlichen Kräften zugeschrieben.

An einer anderen Stelle wird behauptet, wenn man Wasser richtig rühre, dehnten sich die Moleküle und könnten in dem entstehenden Zwischenraum „Planetenenergie“ speichern. (An der Stelle ist der Effekt durch das Rühren mit höchster Wahrscheinlichkeit durch Sauerstoffanreicherung im Wasser zu erklären.)

Ein ganzes Kapitel widmet das Buch der Legende der Hunza, die für jeden leicht nachprüfbar reiner Humbug ist. Dann wird nach einer plausiblen Erklärung (Mineralien und Spurenelemente im Trinkwasser) plötzlich zu einer Hirnverbrannten Idee umgeschwenkt: Es läge alles nur an den Strudeln in den Bergbächen, die die kosmischen Energien auffangen.

Sehr schön auch die Prophezeiungen in diesem Buch.

Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.

Da das Buch aus dem Jahre 1989 stammt, kann man sich ein Schmunzeln oft nicht verkneifen. Gleich mehrmals steht der Weltuntergang unmittelbar bevor: In 15, gar nur 10 Jahren werden wir alle sterben, wenn nicht GENAU die Methoden des Prophezeiers angewendet werden.

Überhaupt werden jede Menge Propheten vorgestellt, die die einzige Methode entwickelt haben, um uns alle zu retten. Damit gibt es in dem Buch sicherlich 10 „einzige“ Methoden zur alleinigen Rettung. Reicht es jetzt, wenn ich eine anwende, oder muss ich alle kombinieren? Oftmals fällt auf, dass die Heilsbringer selber deutliches, vor allem finanziellen Interesse an der Umsetzung ihrer Methoden haben. Da ist z.B. der Mann, der alle Äcker mit Gesteinsmehl düngen will und dafür gar auf die Hilfe der Staaten hofft (sie mögen das alles finanzieren!), aber ganz zufällig ein Patent auf die Gesteinsmühlen hält, die einfache Kieselsteine zu so feinem Mehl mahlen kann, wie er  zu verwenden vorschlägt.

Ich könnte noch Reihenweise solche Anekdoten erzählen, in jedem Kapitel findet sich mindestens ein solcher Lacher und oft fragt man sich, wieso die Autoren selbst nicht diese Diskrepanzen gesehen haben.

Wirklich schade ist aber, dass hier interessante Geschichten aufgegriffen werden und auch einige interessanten alternative Methoden vorgestellt werden. Mit gesundem Menschenverstand betrachtet läuft vieles auf Ökologie, Biozönose und interessanter Weise auf die Einbringung von Spurenelementen in den Boden hinaus. Die Spurenelemente sind deswegen für mich so interessant, weil es auf der Hand liegt, dass bei Einsatz von Kunstdünger, der nur die Hauptnährstoffe enthält, die Spurenelemente im Boden nach und nach verbraucht werden müssen. Das würde zumindest in Teilen sehr gut die Mangelerscheinungen auf gedüngten Böden erklären, was ich so vorher aber noch nirgendwo gehört hatte.

Schade sind diese Geschichten deshalb, weil sie durch schlechte Recherche, allgemeine Unwissenheit (elementare Chemie) und allgemeinen esoterischen Dummbatz in Misskredit gebracht werden und ihnen die Diskussionsgrundlage entzogen wird.

Fazit:

Man kann mit seiner Zeit deutlich besseres Anfangen als dieses Buch zu lesen. Wer gerne Märchen mag und selbst denken kann, kann aber viele Hintergründe hinter esoterischem Geschwafel entlarven und nette Geschichten hören.

Wenn du das Buch trotzdem lesen möchtest, hinterlass einen Kommentar mit E-Mail Adresse und ich schicke es dir gegen Erstattung der Versandkosten zu.

Bibliographische Informationen:

„Die Geheimnisse der guten Erde – Hoffnungsvolle Auswege aus der ökologischen Krise.“ von Peter Tompkins und Christopher Bird

Erschienen im Scherz Verlag (wie passend!), ©1989

352 Seiten im Hardcover

ISBN: 3-502-17750-3

Links:

Die Geheimnisse der guten Erde [Partnerlink]

Webseite des Scherz Verlags

Peter Tompkins bei Wikipedia

Christopher Bird bei Wikipedia

Der Hunza-Mythos bei Wikipedia

Ein Kommentar

  1. Da ist der Verlagsname mal echt Programm 🙂

    Kommentar by Sascha — September 29, 2010 @ 14:49

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